Junge Redakteur:innen: Generation Wyld
von Dimi Theodoraki
‚Follow your heart‘, oder: ‚Man sieht nur mit dem Herzen gut‘
Wann war das letzte Mal, dass du versucht hast, etwas zum ersten Mal zu tun? Wann war das letzte Mal, dass du deine Ängste ignoriert und dich aus deiner Komfortzone herausgewagt hast? Wann war das letzte Mal, dass du auf dein Herz gehört hast?
Theater der Jungen Welt: Wo ein Kinderlied zum Albtraum wird. Was hat die Geschichte von Sibylle mit Fritten sowie Enten mit Ängsten zu tun?
Wenige Stunden vor der Premiere der Inszenierung „Frequency of it all oder Fritten an der Quelle" (am 02.07.), besuchte ich die Generalprobe des Theaterstücks, das im Rahmen des Projekts YOUNG WRITERS (Autor:innen und Regie: Alani, Amelie, Anselm, Carla, Conni, Ella, Helga, Magdalena, William) am TDJW in Leipzig entstanden ist und für das ClubFusion-Festival in der Projektleitung von Patrick Niegsch aufgeführt wurde. Ein Stück, das die Melodramatik vermeidet, subtile und metaphorische Wege verwendet, um eine tiefere Bedeutung zu vermitteln, und das Interesse des Publikums dadurch aufrechterhalten kann. Es ist erfolgreich inszeniert, weil es nicht auf ‚Schein‘, sondern auf ‚Sein‘ setzt, das die Dynamik der Menschen auf und hinter der Bühne und die Geschichte geschaffen haben.
Die Aufführung von „Frequency of it all oder Fritten an der Quelle" kommt ohne viel Lärm, übermäßige Bewegung, komplexe Sprache oder aufwendige Bühnenbilder und übertriebene technische Eingriffe aus. Alles ist im richtigen Maß vorhanden.
Ich war zu der Aufführung eingeladen, um meine Eindrücke darüber mitzuteilen. Was sicher ist, ist, dass diese Aufführung den Menschen einen Schub gibt, indem es sie ermutigt, weiterhin zu träumen und keine Angst davor zu haben, ihre Träume zu verwirklichen. Das Stück ermutigt die Zuschauer:innen dazu, nicht in der Stagnation zu verharren, nicht in der Routine zu versinken und nicht in einem unpassenden Alltag zu verschwinden. Es ermutigt sie, ihr Leben zu leben und das Risiko der Veränderung einzugehen, selbst wenn es um grundlegende Bedürfnisse geht wie zum Beispiel das Essen. Die Inszenierungselemente, die sowohl auf dem Text mit seiner cleveren Verwendung von Zitaten und auch auf dem Schauspiel basieren, sind nicht aufdringlich. Sie vermitteln den Sinn des Textes einfach und effektiv.
Die Schauspieler:innen (Alani, Amelie, Anselm, Antje, Carla, Conni, Helga, Justus, Leo, Lotta, Magdalena, Marina, Marlene, Miriam, William, Til) brechen die sogenannte vierte Wand und manche von ihnen treten mit dem Publikum in Interaktion, indem sie es in die ‚Arena des Lebens‘ einladen. Es kommt zu keinem Zerfall des Universums, wenn ein Bildschirm nicht funktioniert und die Buchstaben umgekehrt sind! Auch nicht, wenn der Supermarkt die Produkte in seinen Regalen umtauscht – man soll flexibel sein. Wird Sibylle, die Heldin der Geschichte, die in drei Versionen existiert, ihren Mut finden, um eine neue Realität zu entdecken, auch wenn das bedeutet, dass sie sich von dem Einfluss ihrer Clique lösen muss? Wenn der Feind des Guten das Bessere ist, kann sicherlich auch ein:e Mittelmäßige:r gut werden. Wie ‚erwacht‘ Sibylle mit Hilfe der Angestellten in der Pommesbude? Und was verbirgt sich in ihrem so viel von den Leuten kommentierten neongelben Rucksack? All diese und viele weitere Fragen werden auf der Bühne des Theater der Jungen Welt vom Kollektiv ‚Generation Wyld‘ beantwortet. Ein Beitrag des Liedes „Alle meine Entchen“ in einer ganz neuen Version, welches entweder als Schlaflied oder als Punk-/Rock-Lied live gespielt wird, Dialoge und Monologe sowie schauspielerische Darstellungen, Videoaufnahmen und, mit dem ‚Enten-Tanz‘, Humor und Lebensweisheiten sind wichtige Teile des Stückes. Solange man dem Anderen sein Anderssein nicht verzeihen kann, ist man weit ab vom Weg zur Weisheit.
Dimi ist Teil der Jungen Redakteur:innen – ein junges Schreibkollektiv, das Artikel rund um das Festival ClubFusion schreibt.