Junge Redakteur:innen: #noname

von Louisa

Wer bin ich?

Weißt du, wer du bist oder wer du sein willst? Bist du jeden Tag die gleiche Person oder bist du auch mal jemand anderes? Welche Rolle spielst du in deiner Welt und was macht dich aus?

Fragen, die einem zwangsläufig gestellt werden und die man sich selbst stellen wird, wenn einen die jugendlichen Darstellenden des Theaterclubs #noname mitnehmen in die einzigartige Welt des 16-jährigen Teenagers Charlie und einem mit der Frage nach Identität den Spiegel vorhalten.

Mit Charlie wachen die Zuschauenden jeden Morgen gut gelaunt in einem fremden Körper mit neuen Interessen, Persönlichkeiten und Umgebungen auf und stellen sich den alltäglichen Situationen des in seinem Schicksal erfahrenen Freigeistes. Doch die Selbstverständlichkeit der Situation gerät ins Schwanken, als plötzlich unbekannte Gefühle auftreten. Ein Verliebtheitsgefühl, das ganz unerwartet bindet und das Selbstbild hinterfragt.

Geleitet von der Entscheidungsgewalt der Zuschauenden beginnt Charlie, sich selbst kennenzulernen, seine Handlungsmöglichkeiten wahrzunehmen und die erste Liebe in ihrer gesamten Bedeutung mit ihren Höhen und Tiefen zu erfahren. Die intensive Darstellung emotionaler Vorgänge, Zweifel, Hoffnung und Unsicherheiten, ein tiefer Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt des Teenagers verbindet Charlie mit dem Publikum und die Darstellenden untereinander. Es sind Gefühle, die fast jeder kennt, so schön und zugleich so aufwühlend, dass es fast unmöglich wird, nicht mitzufühlen, nicht gemeinsam mit Charlie zu erleben, sich zu öffnen und zu vertrauen und vor allem sich selbst akzeptieren zu müssen.

Wie Schmetterlinge im Bauch fliegen das farbenfrohe Bühnenbild, die Interaktivität mit dem Publikum, die übertragene und narrative und tänzerische Euphorie der Darstellenden, die sensiblen Momente, die vielfältigen Persönlichkeiten und Möglichkeiten durch den Raum. Sie ermutigen, sich auf die aufregende Reise der Selbstfindung zu begeben und zu hinterfragen, was Identität und Liebe eigentlich sind. Ob es am Ende gar nicht darauf ankommt, jemand zu sein, sondern vor allem sich selbst zu lieben? Eine Reise, die niemand allein machen muss, denn auf der Bühne und im Raum sind alle gemeinsam und alle auch irgendwie Charlie.

Unter der Leitung von Nele Hoffmann und Amelie Sievers schaffen die Schauspielenden von #noname eine ganz außergewöhnliche Erfahrung, die so individuell ist, dass sie kaum in Worten erfassbar ist und unbedingt selbst erlebt und für sich gedeutet werden muss. Mit einem anhaltenden Lächeln im Gesicht sieht man sich versetzt in das besondere Gefühl, etwas zum ersten Mal zu leben. Das Erreichen eines unbekannten Gebietes, einer unbekannten Seite seiner eigenen Person, aus der man mehr Fragen als Antworten mitnimmt und dennoch an ihr wächst, sich an ihr erfreut und sich unglaublich gern an sie erinnert, sich ihr erstes Erleben fast zurückwünscht.


Louisa ist Teil der Jungen Redakteur:innen – ein junges Schreibkollektiv, das Artikel rund um das Festival ClubFusion schreibt.