Junge Redakteur:innen: QUEER CLUB

Lena schreibt über „Einatmen, ausrasten“ ClubFusion 2025

Mit Einatmen, ausrasten lässt uns der Queer Club eintreten in eine Welt, in dem Gefühle Platz bekommen, die sonst oft verdrängt werden. In 60 Minuten erschaffen die Spielenden einen intensiven Erfahrungsraum, in dem Wut, Identität und gesellschaftlicher Druck spürbar werden. Es ist ein geteiltes Erlebnis zwischen Aufbegehren und Hoffen, zwischen Kraftverlust und -gewinn. Das Stück lädt ein, gemeinsam Emotionen zu durchleben – ohne Filter, ohne Zurückhaltung. Angeleitet von der Frage: „Wer bin ich – in einer Welt, die mir nicht erlaubt, alles zu sein?“ entfaltet sich ein vielstimmiges Erzählen. Die Spielenden bringen Geschichten auf die Bühne, die queere Vergangenheit und Gegenwart miteinander verweben. Es geht um Angst, die sich über Generationen hinweg zieht. Vom Schmerz, immer wieder Kompromisse mit sich selbst eingehen zu müssen. Und von der Wut – die zermürbt und gleichzeitig lebendig macht. Doch zwischen all dem Schmerz blitzt auch etwas anderes auf: Hoffnung. Die Hoffnung, dass wir uns gegenseitig halten können. Dass niemand allein durch all das muss.

In verschiedenen Kapiteln wird das Publikum mitgenommen in eine emotionale Tiefe, die selten auf Theaterbühnen so offen zugelassen wird. Die Spielenden treten kollektiv auf, mutig, präsent und körperlich. Ohne große Requisiten, ohne Ablenkung. Nur mit Stimme, Haltung und Bewegung schaffen sie eine spürbare Wucht. Zwischen leiser Verletzlichkeit und lauter Konfrontation entstehen Momente voller Kraft. Das warme, dunkle Licht mit violetten Akzenten, das leise Summen im Hintergrund – all das schafft einen Raum, der trägt, der schützt, der aufrüttelt. Und wenn dann plötzlich Lichtblitze und Geräusche das Gleichgewicht stören, wird spürbar, was es heißt, im eigenen Körper zu leben, wenn die Welt draußen nicht sicher ist.

Unter der Leitung von Han Ott und Veronique Nivelle gelingt dem Queer Club ein Stück, das queere Erfahrungen und kollektive Emotionen sichtbar macht, ohne sich zu erklären oder zu rechtfertigen. Die Spielenden, die sich einmal wöchentlich treffen, schaffen einen Raum für geteilte Gefühle – und für die Wut, die so oft keinen Platz bekommt. Es ist ein lautes und ehrliches Theatererlebnis, das niemanden unberührt lässt. Wer bereit ist, wirklich zuzuhören, mitzudenken und mitzufühlen, findet hier einen Raum, der selten ist – und doch so notwendig.

Und was bleibt, ist ein Gedanke, ein Satz, der sich wie ein Echo durch den Raum zieht: Wir sind noch nicht fertig.


Lena Schwinger ist Teil der Jungen Redakteur:innen – ein junges Schreibkollektiv, das Artikel rund um das Festival ClubFusion schreibt.